Bisexueller Elektro-Rocker, extrovertierter Piano-Popper – der Brite Patrick Wolf ist wahrlich eine schillernde Persönlichkeit. Pünktlich zum Erscheinen seiner neuen Single "Time of my life" hat sich Andreas Babiak den unkonventionellen Künstler von der Insel mal genauer angesehen:
Am 30. Juni 1983 erblickt in London Patrick Denis Apps das Licht der Welt und schon bald wird klar, dass vor dem Sohn einer typisch englischen Mittelschichtsfamilie kein Instrument sicher ist. Neben Klavier, Gitarre, Violine und Ukulele lernt er sogar Harfe spielen. Und weil ihm Musikmachen nicht reicht, komponierte er bereits im zarten Alter von elf Jahren seine ersten Songs. Die lagern heutzutage allerdings gut versteckt an einem geheimen Ort, denn Patrick Wolf, wie er sich inzwischen nennt, schämt sich für jedes dieser Lieder.
Mit 15 zog er in ein Internat auf dem Land, was er offenbar nicht als gute Idee empfand, denn bereits nach einem Jahr brach er die Schule wieder ab. Er zog sich in ein leer stehendes Haus in einem Londoner Vorort zurück, um von dort ein freies Leben mit und für seine Musik zu führen. 2003 veröffentlichte der Engländer mit den variierenden Haarfarben sein erstes Album "Lycanthropy", das in Europa gute Kritiken erhielt. Wolf beschreibt auf in diesem Album die Verwandlung eines Jungen in einen Wolf.
Noch einmal versuchte er es mit akademischen Meriten, doch auch das Studium der Komposition am Londoner Trinity College of Music brach der Multi-Instrumentalist schon nach einem Jahr wieder ab. Stattdessen arbeitete er an einem neuen Album, das 2005 erschien. Das düstere und weniger elektrische "Wind in the Wires" wurde ebenfalls von der Kritik sehr positiv aufgenommen. Erste kommerzielle Erfolge ließen jedoch noch bis 2007 auf sich warten: Das Album "The Magic Position" und die gleichnamige Single erfreuten diesmal nicht nur die Feuilletonisten, sondern auch das Publikum, das kräftig kaufte. Vielleicht liegt's daran, dass diese Platte im Vergleich zu ihren Vorgängern erheblich fröhlicher ist, vor allem dann, wenn Wolf vom Verliebtsein singt.
Nachdem Patrick Wolf von der Plattenfirma Universal fallen gelassen wurde, gründete er sein eigenes Label "Bloody Chamber Music". Um die Produktion seines nächsten Albums zu bewerkstelligen, ließ er seine Fans die Platte über die Internetseite Bandstocks.com finanzieren. Dort konnten seine Anhänger das Werk unterstützen, in dem sie Aktien kauften. Außerdem arbeitete mit dem deutschen Alec Empire zusammen und schaffte es sogar, Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton mit ins Boot zu holen. Das Ergebnis dieser Bemühungen nennt sich "The Bachelor" und erschien im Juni 2009. Wolfs viertes Album wird von seiner E-Gitarre dominiert. In Liedern wie "Hard Times" greift Patrick Wolf hart in die Saiten, um mit der Gitarre gegen den Beat anzukommen.
Auch das folgende Album wurde nach dem gleichen Rezept finanziert. Anfang 2010 erschien "The Conqueror". Wolf selbst beschreibt die beiden Alben als zusammengehörig. "The Bachelor" ist kämpferisch, er stritt viel mit seiner Plattenfirma, wurde rausgeworfen. Er wollte sein Album mit einem geringen Budget fertigstellen und alles Negative, die Probleme und Depressionen, in diesem Album bündeln, um dann mit dem zweiten Teil "The Conqueror" das Positive zeigen, die Lösungen und den Sieg. Seine tiefe, raumfüllende Stimme ergänzt perfekt die Mischung aus elektronischen Beats, Rockgitarren und virtuosen Streichern.
Patrick Wolf ist ein ausgesprochen extrovertierter Künstler. Er ist bekannt dafür, bei Konzerten halbnackt herumzutanzen, seine schräge Musik mit schrägen Einlagen zu schmücken und gerne auch mal auf der Bühne zu randalieren. Durch seine ständig wechselnden Haarfarben, die ungewöhnlichen Outfits und sein offenes Bekenntnis zur Bisexualität hat Patrick Wolf es nicht immer einfach. Jedoch schafft er es, die Kritiker mit seiner Musik zu begeistern, die vor allem die extravagante Mischung aus Streichinstrumenten und Elektromusik fasziniert.
Anfang Dezember erscheint mit "Time of my life" nun die neue Single von Patrick Wolf. Und obwohl er von einer gescheiterten Beziehung singt, knüpft die Single musikalisch an das positive Album "The Magic Position" an. "Happy without you", singt Wolf und lässt seine Zuhörer auch fühlen, dass er jetzt frei und glücklich ist. Das neue Album erscheint im Mai 2011. (ab)