Sie sehen gut aus, sie können singen und sie kommen granatenmäßig bei den Mädels an: Die Deutschrock-Band Epic Holiday aus dem tiefsten Schwarzwald. Nun waren die Villinger-Schwenninger im Tonstudio und haben ihre erste eigene Platte "Die schönste Droge" aufgenommen. Andreas Babiak hat die Band kennengelernt und sich das Erstlingswerk etwas genauer angehört.
Wo viele nur Kirschtorten und hohe Tannen vermuten, machen Sänger Micha, Allrounder Joni, Schlagzeuger Sascha und Gitarrist Simon (alle zwischen 18 und 23 Jahre alt) zusammen Musik. Und haben sich in ihrer Heimat auch schon einen Namen gemacht, denn hört man sich unter Musikern in der Doppelstadt um, welche Band zur Zeit wirklich interessant ist, fällt häufig der Name Epic Holiday. Aber wie konnten sie so schnell so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Da sind sich die jungen Musiker einig: Durch die zahlreichen Auftritte in Fußgängerzonen und durch Facebook haben sie ihre Fangemeinde in der Region aufgebaut. Und sie wächst stetig.
Sie machen schon lange gemeinsam Musik, aber erst seit November 2011 sind sie als Epic Holiday unterwegs. Der Bandname stammt übrigens von einem Song der Gruppe Angels & Airwaves, bekannt aus dem Abspann im Schweigerschen Film KOKOWÄÄH. Aber nicht nur deshalb schlagen die Mädchenherzen höher, die Rocker haben auch ihren Sinn für Romantik entdeckt! Mit der Akustikgitarre in der Hand filmen sie sich gerne beim Musikmachen auf Feldern oder an Seen, sie lachen viel und sind spontan – das kommt gut an. Ihre Musik ist klar von Bands wie All Time Low und Boys like Girls beeinflusst, sagen sie. Sie nennen ihre Musikrichtung "amerikanischen Rock-Pop". Wobei außer der geschickten Zielgruppenvermarktung kaum etwas amerikanisch an den Jungs ist, sie sind vielmehr durch und durch deutsch – wie all ihre Texte.
"Wir sind die Chance, aus dem Alltag auszusteigen und dann mit uns neu durchzustarten!", sagen sie über sich und ihre Konzerte. Und diesen Eskapismus haben sie jetzt auch auf CD gebannt: "Wir wollten eine EP, um unsere Musik zu verbreiten, und dieses Jahr hatten wir endlich die Möglichkeit, das in die Tat umzusetzen. In dieser CD manifestiert sich unsere Musik."
"Spring dich frei" ist ein schneller, lauter Song. Die Rhythmuswechsel wirken gekonnt. Ein kurzweiliges Lied. Der Refrain klingt locker, doch an manchen Stellen wirkt der Gesang steif. "Du bist das was ich wirklich brauch, die allerschönste Droge, alles andere ist nur Schall und Rauch." Bei dieser Zeile im Titelsong "Die schönste Droge" denke ich spontan an Tocotronic, doch finde ich die Texte der Hamburger klar aussagekräftiger, die der Schwarzwälder irgendwie pubertär. Ein typischer Rocksong, der sich nur schwer von anderen unterscheidet. Immerhin hat Sänger Micha eine spannende Aussprache, weshalb man leicht hängen bleibt. Ein Highlight ist dagegen "Bei dir". Der Gesangspart kennt viele Tonlagen, und die instrumentalen Passagen sind gut. Ein vielseitiger Song, leider vollgestopft mit arg pathetischen Superlativen – "Mein Traum wird wahr, die schönste Nacht". Das passiert leider auch beim an sich guten "Funkenspiel". "Die Einsamkeit ist riesengroß", heißt es da. Na ja, das könnte man dem Adressaten auch subtiler wissen lassen. Nichtsdestotrotz ein toller Song, stark gesungen, laut und gefühlvoll. Doch dann kommt wieder so eine Textzeile: "Eine eisige Kälte in meinem Bein" – aha ... Die Jungs sind entweder schwer verliebt oder wissen schlicht, was ihre weibliche Zielgruppe hören will!
Alles in allem ist Epic Holiday eine kurzweilige Platte mit nettem Rock gelungen. Für einen Erstling ist das aller Achtung wert. Hier und da werden sie noch arbeiten müssen, zum Beispiel an den Texten oder an den schnell langweilig werdenden Melodien. Wenn sie das schaffen, werden die Jungs sicher bald im Radio zu hören sein. Erschienen ist ihre Platte "Die schönste Droge" am 20. Oktober. Den Song "Spring dich frei" gibt es auf ihrer Seite als Appetitmacher für umme! Und wenn ihr uns eine Mail schreibt, dann könnt ihr eine von zwei EPs gewinnen! (ab)